Dein Kind ist ständig unter Druck, schreibt in der Schule eine Arbeit nach der nächsten? Ich stelle mir das als großen, prall aufgeblasenen Luftballon vor, kurz vor dem Platzen - PENG! Irgendwann wird der Druck zu groß und dein Kind blockiert völlig. Wie gut, dass es viele tolle Entspannungstechniken gibt, die auch schon Kindern richtig gut tun.
Es ist gerade Anfang März 2022, kurz nach den Zwischenzeugnissen, aber noch mitten in der Corona-Pandemie. Von unseren Kindern wird echt viel abverlangt. Und das ist nicht erst seit diesem Virus mit Homeschooling und Quarantäne-Zeiten so. Schon in der Grundschule, spätestens wenn es um die ersten Noten für das Übertrittszeugnis geht, beginnt dieser Druck und hält oft lange an. Nicht nur wir Erwachsene sind Druck und Stress ausgesetzt. Den bekommen unsere Kinder schon frühzeitig deutlich zu spüren.
Umso wichtiger finde ich es, zwischendurch immer mal wieder etwas Luft abzulassen, mal durchzuschnaufen, eine Pause einzulegen und wieder Kraft zu tanken. Wenn unsere Kinder von Schularbeit zu Schularbeit hetzen, ist das mit einem nicht enden wollenden Marathon vergleichbar. Nur nicht stehen bleiben, keine Zeit, um auszuruhen. Immer weiter und weiter geht dieses Hamsterrad und irgendwann funktionieren die Kids einfach nur noch... oder bleiben auf der Strecke, können nicht mehr mithalten, werden abgehängt.
Druck hat viele Facetten
Aus allen möglichen Richtungen wird Druck auf unsere Kinder ausgeübt. Natürlich hat die Schule da einen maßgeblichen Anteil, Leistungs- und Erwartungsdruck sind nur zwei davon. Das soziale Umfeld, also die Eltern, Geschwister, Freunde, Klassenkameraden, Lehrer usw. üben auch ständigen Druck aus: "Du musst das schaffen, aus dir soll doch mal was werden." oder "Streng' dich doch mal an, kann nicht sein, dass XY aus deiner Klasse besser ist als du." Auch du hast so einen Satz vielleicht schon mal zu deinem Kind gesagt, oder dich zumindest insgeheim gefragt, warum dein Kind nicht bei den Besten dabei ist.
Als einer meiner Söhne noch in der Grundschule war und es um die Schulwahl für die weiterführende Schule ging, sagte eine Mutter - wohl gemerkt im Beisein ihres Sohnes - zu mir: "Ich kann ja verstehen, dass dein Sohn aufs Gymnasium geht, für mein Null-Acht-Fünfzehn-Kind reicht die Realschule". Ich war damals richtig geschockt. Wie mag sich ihr Sohn in diesem Moment wohl gefühlt haben? Da fehlen mir echt die Worte. Ich hätte NIE gedacht, dass eine Mutter über ihr eigenes Kind so sprechen kann. Bei diesem Kind muss damals der Luftballon geplatzt sein. Ich habe den weiteren Schulweg dieses Kindes nicht weiter verfolgt, aber der Druck muss sehr hoch gewesen sein - auch der vor dem eigenen Versagen. Diese Mutter hat das mit Sicherheit nicht böse gemeint und sich vermutlich in dem Moment gar nichts dabei gedacht. Schade eigentlich.
Entspannung hilft
Von manchen Eltern wird es noch belächelt...was brauchen unsere Kinder Entspannung? Vielleicht hast auch du selbst diesen immensen Druck während der Schulzeit noch nicht so extrem gespürt. Hat sich unsere Lern- und Leistungsgesellschaft doch erst in den letzten Jahren massiv gesteigert. Wie kannst du deinem Kind jetzt helfen?
Ich "predige" ja immer, jedes Kind lernt anders. Und da könnte ich noch hinzufügen, jedes Kind entspannt anders. Ist bei uns Erwachsenen ja auch so. Was dem einen gut tut, muss für den anderen noch lange nicht für Entspannung sorgen. Also gilt es herauszufinden, wie dein Kind gut entspannen kann. Vielleicht braucht es einfach mal ein bisschen Ruhe und will auf dem Bett oder Sofa liegen und vor sich hin träumen. Vielleicht kann es bei einem spannenden Buch in der Lieblingskuschelecke am besten entspannen. Andere brauchen Bewegung.
Mein Tipp Nr. 1 für weniger Druck: lass' am Tag vor einer Schulaufgabe dein Kind entspannen, und gönne ihm/ihr etwas Gutes. Am letzten Tag vor einer Prüfung sollte dein Kind sowieso keinen neuen Lernstoff mehr pauken, sondern nur noch eine kurze, schnelle Wiederholung des Gelernten machen. Um die Batterien wieder aufzuladen, also um die Energie zu gewinnen, die dein Kind am nächsten Tag für die Schularbeit braucht, sollte es an diesem Tag mal wieder machen, was Spaß macht (z.B. Freunde treffen, Sport machen, Spielen).
Wusstest du, dass zwischen einem guten Prüfungstag (mit vollem Elan und viel Energie) und einem schlechten (total ausgelaugt, energie- und kraftlos) 20 IQ-Punkte liegen können? D.h. also, konnte dein Kind seine Energiespeicher am Vortag wieder auffüllen, wird es mehr Potenzial haben, die Prüfung gut zu bestehen. Also gönne deinem Kind diese "Batterien-wieder-Aufladephase" vor einer Schularbeit.
Wenn in der Schule der Kopf raucht
Die folgenden 3 Tipps sind super, wenn dein Kind in der Schule oder auch während der Prüfung Stress und Anspannung verspürt und schnell für Entspannung sorgen will.
Tipp Nr. 2: Augen schließen und tief ein- und ausatmen. Das kennt eigentlich jeder. Finde ich jetzt auch nicht schlimm, wenn ein Kind während einer Schularbeit mal kurz die Augen zu macht und tief atmet. Andere schauen aus dem Fenster oder starren verzweifelt auf das Aufgabenblatt.
Tipp Nr. 3: Zunge an den Gaumen drücken. Diesen tollen Tipp habe ich selbst erst vor wenigen Wochen kennengelernt. Aber ich muss sagen: bei mir funktioniert das prima! Einfach die Zungenspitze auf den Gaumen drücken und zwar an die Stelle, wo die Zähne aufhören und das Zahnfleisch beginnt.
Tipp Nr. 4: Schuhe ausziehen und die großen Zehen kreisen. Auch das kannte ich bis vor kurzem noch nicht. Einfach mal ausprobieren!
Natürlich gibt es noch soooooo viel mehr, was dein Kind ausprobieren kann, um zu entspannen. Wichtig finde ich nur, dich dafür zu sensibilisieren und deinem Kind diese kleine Auszeit zu gönnen. Das ist soooooo ein riesen Mehrwert. Entspannung
fördert die Konzentration
macht selbstbewusst
reduziert Stress
regt die Fantasie an
steigert das Körperbewusstsein
Also hilf' deinem Kind, etwas Luft aus dem Ballon zu lassen und damit den Druck zu senken. Wer schafft wohl eher, bei einem Marathon ins Ziel zu kommen? Derjenige, der loshetzt und kurz vor dem Ziel vor Erschöpfung zusammenbricht sicher nicht. Sondern vielleicht ist es doch derjenige, der lieber in kleinen Etappen läuft und immer wieder kleine Verschnaufpausen einlegt. Er läuft zwar insgesamt etwas langsamer, aber kommt zuverlässig im Ziel an.
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