Das neue Schuljahr hat (je nach Bundesland) ist schon ein paar Wochen alt und so langsam kehrt nach dem Corona-Jahr wieder etwas Normalität ein. Nimm' dir kurz Zeit, die ersten Wochen zu reflektieren.
Kürzlich bin ich vom Elternabend meines Sohnes (6. Klasse Gymnasium) mit gemischten Gefühlen nach Haus gekommen. Es war sowieso eine ungewöhnliche Situation: Elternabend in Präsenz - das erste Mal seit langem! Ich saß im Klassenzimmer meines Sohnes zwischen lauter anderen Eltern, die ich - dank Corona - kaum kenne und auch nur schwer den Klassenkameraden zuordnen kann.
Zeit nehmen und doch keine Zeit verlieren
Irgendwie bin ich aus dem Reden der Lehrer:innen nicht ganz schlau geworden. Einerseits wurde immer wieder davon gesprochen, dass unsere Kinder Zeit brauchen, sich wieder in den normalen Schulalltag einzufinden. Mein Sohn ist glaube ich auch noch nicht zu 100% an seiner Schule angekommen, wie auch nach monatelangem Homeschooling, Distanz- und Wechselunterricht, Maskenpflicht und Co.
Andererseits war der Druck schon sehr stark spürbar. Schließlich muss - trotz der zum Teil großen Lücken im Lehrplan aus dem letzten Jahr - ein normal großer Lehrplan für dieses Schuljahr bewältigt werden. Das allein ist ja schon immer ein sportliches Ziel. Ich rate jedem Elternteil, also auch dir, mit deinem Kind zu sprechen und die Situation klar anzusprechen. Allerdings ohne noch mehr Druck zu machen, als dein Kind sowieso schon aus der Schule mit nach Hause bringt.
Reden ist besser als nicht reden
Komme mit deinem Kind in den Austausch. Was lief denn bislang gut und was nicht? Was fällt dir als Elternteil auf? Am besten machst du dir eine kleine Checkliste, in der du in "Ja, läuft prima" und "na ja, könnte besser sein" unterscheidest. Folgende Fragen könntest du mit deinem Kind klären:
Klappen die Hausaufgaben selbstständig?
Passt die Vorbereitung für den nächsten Tag?
Wie liefen die ersten Tests?
Gibt es Probleme in der Klasse?
Seid ihr zuhause schon wieder in der Normalität angekommen (nach der Umstellung von Homeschooling auf Präsenzunterricht)?
Macht das doch gern bei Regenwetter bei einer gemütlichen Tasse Kakao oder Tee. Werft die oben genannten Fragen in einen Lostopf und derjenige, der zieht, darf zuerst antworten. Natürlich sind noch viele weitere Fragen möglich.
Stellt ihr fest, dass bei manchen Punkten noch viel Luft nach oben ist, überlegt euch gemeinsam eine Strategie, wie die Situation an der Stelle verbessert werden könnte. Eine Garantie auf Erfolg gibt es dabei nicht! Aber ein Versuch ist immer besser als kein Versuch. Und wenn die mögliche Strategie auch nicht klappt (bis zu einem festgesetzten Termin), dann überlegt weiter und findet etwas Neues. Noch ist das Schuljahr lang und ihr habt viel Zeit, um neue Strategien zu entwickeln.
Die Ziele sichtbar machen
Habt ihr euch eine Strategie überlegt, macht sie unbedingt sichtbar! Ihr könntet zum Beispiel einen kleinen Vertrag schließen, den alle Beteiligten unterschreiben und der dann an prominenter Stelle zuhause aufgehängt wird, damit alle immer wieder daran erinnert werden (zum Beispiel an der Kühlschranktür, über dem Schreibtisch etc.).
Besonders wichtig ist, dass du deinem Kind auch immer wieder Mut machst. Nur mit der richtigen Einstellung kann die Umsetzung des Lernziels auch gelingen. Vor allem ist auch deine Einstellung dazu wichtig. Wenn du insgeheim denkst, dass dein Kind es nie schaffen wird, die Hausaufgaben komplett selbstständig zu erledigen, dann wird es das auch nicht schaffen. Weil du unbewusst deinem Kind immer wieder Signale aussendest, die genau das vermitteln "Du schaffst das eh nicht".
Stärke die Stärken
Mache deinem Kind immer wieder seine Stärken bewusst und zwar besonders auch die, die erst mal nichts mit der Schule zu tun haben. Ist dein Kind zum Beispiel ein spitzenmäßiger Skater, darfst du auch das gerne mal loben! Denn auch beim Skaten hat dein Kind irgendwann mit dem ersten Schritt auf das Board mal unsicher und wackelig angefangen und wurde dann durch viel Üben immer besser. Mit dem Lernen ist es da nicht anders: Übung macht den Meister und das gelingt sicher nicht von allein und auf der Stelle.
Arbeite zusätzlich mit folgenden positive Glaubenssätzen:
Du bekommst das ganz bestimmt hin, ich glaub an dich
Egal was passiert, ich bin immer für dich da
Sei stolz auf das, was du schon geschafft hast. Weiter so!
Gemeinsam finden wir eine Lösung, ich helfe dir.
Und ganz wichtig: Verliert nie den Mut! Das Schuljahr ist wie gesagt noch lang. Es gibt keinen Grund, jetzt schon Panik zu haben oder zu verzweifeln. Nach diesem verrückten Corona-Schuljahr müssen wir alle die Routine erst wieder lernen - die Schüler, die Eltern und die Lehrkräfte gleichermaßen.
Wiederholt doch um Weihnachten herum die Checkliste nochmal und überprüft, was sich seit dem letzten Mal geändert hat. Bewertet die Situation neu und überlegt wieder weiter. Es ist selten zu spät, eine neue Strategie zu versuchen.
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