Lernen wir am besten durch Zuhören, Lesen, Bilder anschauen oder Diskutieren? Oder müssen wir den Lernstoff im wahrsten Sinne des Wortes be-greifen, also selbst ausprobieren? Wie lernen wir denn jetzt eigentlich am besten?
Wenn wir das so genau wüssten, wären wir alle wahre Lernchampions. Aber es ist gar nicht so einfach herauszufinden, wie man am besten lernt. Da sind wir alle verschieden. Was für den einen super gut funktioniert, klappt beim anderen vielleicht überhaupt nicht. Daher ist es auch total schwer, da eine Empfehlung zu geben. Die Antwort gibt schon die Wissenschaft: Es gibt wissenschaftlich gesehen keinen Beweis, dass es DIE eine Lernmethode oder DEN einen besten Lerntypen gibt.
Was ist ein Lerntyp?
1975 hat Frederic Vester, ein Biochemiker, die Theorie aufgestellt, dass Menschen sich grundlegend darin unterscheiden, wie wir am besten lernen und hat die sogenannten Lerntypen definiert:
Der auditive Lerntyp (lat. audire = hören) lernt gern über das Hören, liebt Musik, Hörbücher und Erzählungen
Der visuelle Lerntyp (lat. videre = sehen) lernt gerne über Bilder, verwendet gern bunte Farben, hat oft ein inneres Bild vor Augen und liest gerne
Der kommunikative Lerntyp (lat. communicare = in Verbindung stehen) redet, diskutiert und hinterfragt viel
Der kinästhetische bzw. motorische Lerntyp (fühlen und bewegen) lernt gern mit Bewegung, mag gern praktische Aufgaben (Experimente etc.), will alles be-greifen
Allerdings lässt sich seine Theorie nicht wissenschaftlich belegen. Seine lernpsychologischen Annahmen waren reine persönliche Intuition. 2020 hat ein Team der University of Michigan den Mythos um die Lerntypen erneut ins Visier genommen und ausgeweitet. Zudem untersuchten sie Unterschiede zwischen Männern und Frauen und ordneten sie anhand von Charaktereigenschaften in verschiedene Persönlichkeitstypen mit unterschiedlichen Karrierechancen. Aber egal um welchen Persönlichkeitstest in welchem Bereich auch immer es sich handelt: fast nie können wir uns eindeutig zu einem konkreten Typen zuordnen. Wir sind alle Mischtypen. Es gibt keine eindeutige Kategorisierung, auch nicht bei den Lerntypen. Das einzige, was wirklich belegbar ist: wir Menschen lieben das sogenannte Schubladendenken. Wir teilen Dinge und uns selbst gern in Kategorien ein. Ich habe es ja schon oft gesagt: unser Gehirn liebt Struktur, also auch das Schubladendenken.
Und so verwundert es auch nicht, dass wir uns auch gern einem bestimmten Lerntypen zuordnen. Aber so eindeutig ist es halt nicht. Wir alle sind Mischtypen. Ja, jeder hat beim Lernen seine Vorlieben oder findet aus Gewohnheit die ein oder andere Lernmethode effektiver als die andere. So verschieden wir Menschen grundsätzlich sind, so unterschiedlich gut kommen wir mit der einen oder anderen Art des Lernens zurecht.
Sind die Lerntypen jetzt also Quatsch?
Ich sage: auf keinen Fall! Denn es macht für mich durchaus Sinn, mal zu überlegen oder einen Lerntyptest zu machen, um herauszufinden, welche Vorlieben ich eigentlich habe. Welche Art zu Lernen fällt mir denn leicht? Wie macht es mir am meisten Spaß? Oft ist uns das gar nicht wirklich bewusst. Wir lernen so, wie wir es uns irgendwann mal selbst beigebracht oder bei jemandem gelernt oder abgeschaut haben. So wie wir es gewohnt sind.
Ich habe es noch nicht so groß in die Welt hinausposaunt, aber ich bin ja gerade dabei, einen Onlinekurs zu entwickeln 😊. Da wird es als Bonus auch einen Lerntyptest geben. Der funktioniert für Kinder genauso wie für Erwachsene. Und es ist wirklich für manche eine Überraschung, was dabei herauskommt. Ob du dich dann künftig beim Lernen am Ergebnis des Lerntyptests orientierst, bleibt ja dir überlassen. Ich finde, es lohnt sich auf jeden Fall, mal gewohnte Pfade zu verlassen und etwas Neues auszuprobieren. Ich kenne zum Beispiel Kinder, die, nachdem sie erst mal ausprobiert hatten wie es ist, mit Bewegung zu Lernen (also beim Spazierengehen oder so), jetzt gar nicht mehr anders lernen wollen. Schon allein um neue Ideen zu sammeln, wie du oder dein Kind anders lernen kann, lohnt sich der Blick über den Tellerrand.
Ein Hoch auf die Mischtypen!
Wenn du den Test machst (oder dein Kind oder ihr beide) und feststellst, dass du ein Mischtyp bist – was ja sehr wahrscheinlich der Fall ist – ist das prima! Denn das ein eindeutiges Signal, dass dein Gehirn auf mehrere Sinneskanäle stark reagiert. Je mehr Sinne beim Lernen angesprochen werden, desto besser.
Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig haben genau das, in Studien am Beispiel von Vokabeln belegt. Wenn das Gehirn ein Wort mit unterschiedlichen Sinneswahrnehmungen verknüpfen kann, fällt uns das Lernen um ein Vielfaches leichter. Wird neuer Lernstoff also nur gelesen oder gehört, merken wir uns im Schnitt nur 10 bis 20 Prozent (und ohne Wiederholung nur kurzfristig). Nutzen wir mehrere Sinne gleichzeitig, indem wir die Informationen zum Beispiel hören, sehen, darüber diskutieren und auch praktisch ausprobieren (anhand eines Versuchs oder so), steigert sich die Merkfähigkeit rasant auf bis zu 90 Prozent!
Multisensorisches Lernen bedeutet also für uns alle und dein Kind, wir lernen…
nachhaltiger
motivierter
in weniger Lernzeit
für bessere Noten
und mehr Spaß
In meinem Onlinekurs gebe ich dir und deinem Schulkind zu den einzelnen Lerntypen ganz viele Tipps, wie ihr das Lernen je nach Vorliebe abwechslungsreich gestalten könnt. Vokabeln lernen beim Sonntagsspaziergang, den Lernstoff als eigenen kleinen Podcast aufnehmen und vieles mehr…ich will ja nicht zu viel verraten.
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